Bischof-Bernhard-Gedenktag 2024
Ortsheimatpflege und Bezirksausschuss Dringenberg informieren:
Heute ist der 2. Februar. Dies ist ein besonderer Tag in Dringenberg. Es ist Bischof-Bernhard Gedenktag. Seit alters her wird an den Gründerbischof unseres Ortes Dringenberg, Bischof Bernhard V, der Dringenberg 1318 mit dem Bau der Burg gründete, gedacht und für sein Seelenheil eine Messe gelesen.
So auch in diesem Jahr. Die Messe zum Gedenken Bischof Bernhards ist am 2. Februar 2024 um 19:00 Uhr in der Pfarrkirche „Mariä Geburt“ in Dringenberg.
Alle Dringenberger sind hierzu herzlich eingeladen!
Aus dem Leben eines Bischofs im Mittelalter – Landesherr oder Seelenhirt ?
Bernhard V., zur Lippe war der erste Fürstbischof von Paderborn und gilt als Begründer des Hochstifts. 20 Jahre stand er von 1321 bis 1341 dem Fürstbistum vor.
Das Hochstift Paderborn war als Fürstbistum ein Ständestaat und geistliches Territorium des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Es bestand als Fürstbistum bis 1802/03.
Ein Bischof ist der geistliche Vorsteher einer christlichen Gemeinde. Als Bindeglied zwischen dem Papst und der vom Christentum geprägten Bevölkerung waren Bischöfe jedoch im Mittelalter entscheidende Herrschaftsträger, die sowohl über geistliche als auch weltliche Macht geboten. Und so war ein Fürstbischof ein Bischof, der in Personalunion mit seiner geistlichen Macht auch weltliche Herrschaft über ein Territorium ausübte, dem er als Landesherr vorstand. Sein Stand war der eines Reichsfürsten des Heiligen Römischen Reiches. Diese weltliche Herrscherfunktion von Bischöfen ging auf die Politik der frühmittelalterlichen deutschen Könige zurück, sich zur Eindämmung des Einflusses mächtiger Fürstenfamilien auf die von ihnen ernannten Bischöfe zu stützen. Etliche dieser Bischöfe erhielten damals königliche Rechte verliehen. Im Zuge der Entwicklung von Territorialfürstentümern bauten diese Bischöfe ihre Herrschaftsgebiete zu weltlichen Territorien aus, die als Hochstift bezeichnet wurden.
Und genau das machte Bischof Bernhard V. Er baute das Bistum Paderborn zu einem Fürstbistum, einem Hochstift aus. Bernhard festigte die Landesherrschaft durch die Förderung der Städte. Insbesondere der Kauf großer Teile der Stadt Brakel und die Gründung der Städte Dringenberg und Peckelsheim trugen hierzu bei.
Durch ihre sowohl geistlichen als auch weltlichen Aufgaben mussten sich Bischöfe im Mittelalter nicht nur mit dem Papst, sondern auch mit dem König oder Kaiser gut stellen. Keine leichte Aufgabe. Da sie zwei Herren dienten, bot dies nicht nur viel Handlungsspielraum, sondern auch Konfliktpotential.
Auch wurde die Frage der bischöflichen Nachfolge zur strategischen Aufgabe ganzer Adelshäuser, denn Bistümer wurden nicht vererbt. Ziel war es, möglichst viele Bischofssitze in einer Region zu besetzen, um so die Macht der eigenen Familie zu vergrößern.
Bernhard V entstammte dem Hause Lippe. Das Haus Lippe zum Beispiel stellte neben Bernhard V vor und nach ihm noch weitere Bischöfe. Vorher zeitgleich die drei Brüder Gebhard, Bernhard und Otto, die Bischof von Bremen, Paderborn und Utrecht waren. (Erzbischof Gebhard II. von Bremen 1219 – 1258, Bischof Bernhard IV von Paderborn 1227–1247, Bischof Otto II von Utrecht 1215-1227). Nachher die Brüder Simon und Otto, die Bischof von Paderborn und Münster waren (Bischof Simon I. von Paderborn 1247–1277, Bischof Otto II. von Münster 1248–1259) und abschließend Simon III. zur Lippe, der Fürstbischof von Paderborn von 1463–1498 war. Daneben waren die verschiedenen adeligen Häuser durch geschickte Heiratspolitik familiär miteinander verbunden. Oft wurden ihre Nachkommen von ihren Familien schon als Kinder auf die kirchliche Karriere vorbereitet. Geschickte Bündnis- und Bistumspolitik führte meist zur Besetzung des Bischofsamtes.
Die Aufgaben und Herausforderungen der Bischöfe im Mittelalter waren weltlicher geprägt, als man vom heutigen Standpunkt aus denken könnte: Bistümer leiten, Predigten halten, als Richter wirken, in Kriege ziehen, Raubritter bekämpfen. Dabei kam das geistliche, sakrale oft ein wenig zu kurz.
Von Heinrich III. (Fürstbischof von Paderborn von 1361 bis 1380) berichtet ein Zeitgenosse, dass der Fürstbischof lieber in Rüstung als im Talar auftrat.
Und von seinem Nachfolger Simon II. (Fürstbischof von Paderborn von 1380 bis 1389) wird nur von sehr wenigen Messfeiern berichtet. Ein Weihbischof musste die sakralen Aufgaben seines Amtes stellvertretend übernehmen. Simon II galt gleichzeitig als außerordentlich skrupellos. Als der Rektor der Priesterkommunität in der Krypta des Paderborner Doms, Ludwig von Büren, zum Gaukirchpropst ernannt worden war, ließ Simon ihn in der Burg Dringenberg einkerkern, wo er in einem Holzblock verhungerte.
Johann I (Fürstbischof von Paderborn von 1394 bis 1399) war während seiner Zeit als Bischof von Paderborn durchaus politisch erfolgreich (Zerschlagung des Bengeler Bundes). Allerdings trat er als geistliches Oberhaupt überhaupt nicht auf. Sein Lebenswandel galt nicht nur als unreligiös, sondern als anstößig und unsittlich. Höhere Weihen hat er nie erhalten. Die Bischofsweihe war nicht unbedingt Voraussetzung für die Ausübung des Bischofsamtes. Es ging in erster Linie um die weltliche Macht.
Als 1399 der Italiener Bertrando d’Arvazzano (Bischof von 1399 bis 1401) durch den Papst in Rom für das Paderborner Bistum als Nachfolger von Bischof Johann I. ernannt wurde, wehrten sich die Paderborner Landstände. Die Privilegien, die Bischof Bernhard V. den Ständen gegeben hatte, sollten auch vom neuen Bischof anerkannt werden. Da Bertrando dies nicht tat, verweigerten sie ihm das Bischofsamt und wählten den 17-Jährigen Wilhelm von Berg zum neuen Landesherrn. Bertrando musste sich unter dem Schutz des Grafen von Everstein auf die Burg Dringenberg zurückziehen. Von hier forderte er wiederholt fast 2 Jahre lang das Domkapitel auf, sich ihm zu unterwerfen und insbesondere das Schloss Neuhaus zu übergeben. Hier saß aber schon der junge Wilhelm von Berg, dessen Onkel Ruprecht von der Pfalz 1400 die deutsche Königskrone erhielt. Machtpolitisch gestärkt ließ Wilhelm den vom Papst eingesetzten Bischof Bertrando in Dringenberg verhaften und in Neuhaus festsetzen. Der Italiener Bertrando sah sich gezwungen auf Paderborn als Bischof zu verzichten und dem (nicht geweihten) Bischof Wilhelm I. das Feld zu überlassen.
Bischöfe des Mittelalters waren eben mehr Landesherr als Seelenhirt. Dies könnte ein Grund für ihren Wunsch sein, dass nach ihrem Tod verstärkt für ihr Seelenheil gebetet werden sollte.
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