Historische Protokollbücher werden restauriert
Der Kirchenvorstand der Pfarrgemeinde „Mariä Geburt“ Dringenberg informiert:
Alte Dringenberger Archivalien (Dokumente, Listen und Bücher) werden jetzt in einem Restaurationsbetrieb für Archivalien auf Initiative des Kirchenvorstandes der Gemeinde Mariä Geburt aufgearbeitet und gesichert.
Die Baustelle zur derzeitigen Neugestaltung des Burgvorplatzes in Dringenberg stößt im Ort auf reges Interesse. Zurzeit sind auf der sogenannten Freiheit oder dem Immunitätsplatz die Archäologen aktiv, um die freigelegten Mauerreste zu dokumentieren und die Baugeschichte dieses Platzes zu deuten und zu sichern. Eine weitere Sicherung der Stadtgeschichte aber erfolgt – bislang ohne Wissen der Öffentlichkeit ganz unspektakulär – aktuell in einem Restaurationsbetrieb für Archivalien in Ratingen bei Düsseldorf.
Hier konnte kürzlich der Kirchenvorstand der Dringenberger Kirchengemeinde für die in ihrem Besitz befindlichen historischen Bücher und Dokumente der historischen Stadt Dringenberg den Auftrag zur Restaurierung erteilen. Wie schon an dieser Stelle vor drei Jahren berichtet, hatte der Chronist diese Archivalien im Pfarrarchiv entdeckt. Sie waren vermutlich über Jahrhunderte in der Sakristei der Kirche und später mit den kirchlichen Dokumenten im Pfarrhaus aufbewahrt worden. Es waren Protokoll- und Rechnungsbücher, Steuerlisten, Schriftwechsel und Dokumente des Armenfonds sowie Gerichtsprozessunterlagen aus der Zeit von 1600 bis 1850. Bekannt waren sie aber wohl schon dem Pfarrer Heinrich Anholt, der von 1887 bis zu seinem Tod 1906 die Pfarrei betreute. Neben einer umfangreichen Kirchengeschichte hatte er auch eine Stadtgeschichte geschrieben. Da seine Aufzeichnungen manche Protokolle wortgetreu wiedergeben, muss er diese Bücher gekannt und genutzt haben.
Vermutlich hat es noch weitere gegeben, die jedoch möglicherweise beim Abriss des alten Pfarrhauses verloren gingen. Da diese Archivalien teilweise in einem desolaten Zustand waren und kaum jemand die Schrift lesen konnte, wurden sie lange Zeit nicht beachtet. Wegen der Bedeutung dieser teils vierhundertjährigen Schriften vereinbarte man doch schließlich mit dem Bezirksausschuss Dringenberg als Vertreter der Stadt Bad Driburg, die Rechtsnachfolgerin der Stadt Dringenberg ist, die Archivalien in einem großen öffentlichen und klimatisierten Archiv unterzubringen. Es sollte auch nah und schnell erreichbar sein. Diese Kriterien erfüllte das Kreisarchiv in Höxter, welches auch eine Zusage erteilte. Um aber keinen Präzedenzfall zu schaffen, wurde die Zusage dann doch widerrufen. Da aber die Kirchengemeinde durch die lange Aufbewahrungszeit als Besitzer dieser Archivalien gilt, bot daraufhin das erzbischöfliche Archiv in Paderborn die Aufbewahrung an. Dadurch wäre auch die Mitfinanzierung bei einer eventuellen Restaurierung möglich. So entschied sich der Kirchenvorstand für die Einlagerung in das erzbischöfliche Archiv.
Wegen des schlechten Zustandes suchte man nach Finanzmitteln zur Restaurierung der wichtigsten Dokumente. Hier zeigte sich die Bezirksverwaltung Detmold sehr aufgeschlossen und hilfsbereit. Sie empfahl, einen Antrag für Mittel des Heimatfonds durch eine Kommune zu stellen. Der Heimatfond kann Aufträge im Wert von bis zu 80.000 Euro mit 50 Prozent bezuschussen, sofern die Kommune neben eventuellen Spendern mindestens zehn Prozent trägt. Eine kurze Anfrage bei Bürgermeister Deppe wurde umgehend mit Zustimmung erwidert. Der Kirchenvorstand erklärte sich bereit, für die restlichen 40 Prozent in Vorlage zu treten, von dem das Erzbistum einen Teil bezuschussen wird. Für den Rest hofft man auf die Solidarität der Dringenberger Vereine und Bürger. Denn der Inhalt der Archivalien befasst sich nicht nur mit kirchlichen Angelegenheiten, sondern ist die dokumentierte Geschichte der ehemaligen Stadt Dringenberg.
Ein eingeholter Kostenvoranschlag ergab rund 30.000 Euro als für die Restaurierung erforderliche Summe. Der von der Stadt Bad Driburg gestellte Förderantrag in dieser Höhe wurde von der Bezirksverwaltung Detmold zügig bearbeitet. Mit dem Bewilligungsbescheid konnte André Jenderny vom Bad Driburger Schulamt nun dem Kirchenvorstand grünes Licht geben. Der Auftrag an die Restaurationsfirma in Ratingen konnte erteilt werden. Spätestens bis zum 31.12.2023 muss alles fertiggestellt und abgerechnet sein. Die Arbeit wird nach einer von der Kirchengemeinde erstellten Prioritätenliste ausgeführt.
So wird man zu den Jubiläumsfeiern in Dringenberg im nächsten Jahr wohl schon einige wichtige Exemplare in der Burg ausstellen können. Danach werden sie wieder nach Paderborn in das Archiv zurückgehen. In den klimatisierten Räumen dort können sie sicher noch weitere Jahrhunderte überdauern und späteren Generationen zur Verfügung stehen. „Die Gelegenheit einer Restaurierung des gesamten Bestandes mit vier verschiedenen Finanzierern ist sicher selten und wird so wahrscheinlich nie wieder kommen“, so der Kirchenvorstand von Mariä Geburt. „Somit ist allen Beteiligten zu danken, die diese Gelegenheit beim Schopf gefasst haben.“