Ein Biotop für Dachse und Feuersalamander
Information des Heimatverein Dringenberg:
Artikel und Fotos freundlicherweise bereit gestellt von Burkhard Battran.
Stadt Bad Driburg entwickelt in Kooperation mit der Landschaftsstation in Dringenberg ein drei Hektar großes Naturschutzareal. Den Anstoß hat der Heimatverein gegeben.
Dringenberg. Gegenden, wo sich Fuchs und Igel gute Nacht sagen, gibt es viele. In Dringenberg sagen sich Feuersalamander und Dachs gute Nacht. Im Süden der Ortschaft wird derzeit ein besonders werthaltiges Naturschutzareal entwickelt. Man kann auch sagen, es wird reaktiviert, denn über Jahrhunderte hat es Bestand gehabt. „Die sogenannten Kalkmagerrasen sind die artenreichsten und somit wertvollsten Naturflächen, die wir im Kreis Höxter besitzen und hier wollen wir auf einer Gesamtfläche von drei Hektar so eine Fläche wieder rekultivieren“, erklärt Frank Grawe, Projektleiter der Landschaftsstation im Kreis Höxter.
Kalkmagergebiegte oder Halbtrockenrasen, wie diese Landschaftsflächen auch genannt werden, brauchen ein Zutun des Menschen, am besten durch Beweidung mit Schafen oder Ziegen. „Ohne Beweidung verbuschen und verholzen die Flächen und verdrängen die Licht liebenden, selten Arten“, erklärt Grawe. Die Kalkmagerflächen im Kreis Höxter haben eine Art mediterranes Mikroklima. Hier gedeihen Orchideen und feine Kräuter, leben Eidechsen, Blindschleichen und vielfältige Schmetterlinge. In Dringenberg kommt hinzu, dass dort auch eine vergleichsweise große Population an Feuersalamandern heimisch ist. „Der Feuersalamander hat optimale Lebensbedingungen, denn er braucht ja nur den Hang runter gehen und findet in der nahen Öse ein ideales, fischfreies Fließgewässer für seinen Laich“, erläutert Grawe.
Seit rund einer Woche laufen die Rodungsarbeiten. Bis Mitte November sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. „Wir haben zuvor das Areal genau analysiert und geschaut, welche Bäume wir als Schattenspender stehen lassen“, sagt Grawe. Dabei war auch ein großer Dachsbau gefunden worden, um den herum die Vegetation so wie sie ist, stehengelassen wird. Hauptfläche des Areals ist der Südhang des Habergs, einer Verlängerung des Dringenberger Burgbergs. Von dort zieht sich das Areal oberhalb der Öse in Richtung Burg.
Ein Problem der Erschließung bestand in der schweren Zugänglichkeit der steilen Hangflächen. „Mehrere Forstbetriebe haben sich das Gelände angesehen und gleich wieder abgewunken“, berichtet Grawe. Der Forstbetrieb Stefani aus Wethen hat schließlich die Arbeiten vor Ort übernommen. „Wir müssen eben viel von Hand machen und weil Radfahrzeuge dem Boden zu sehr schaden, werden wir nur mit Ketten hier rein fahren“, erläutert Betriebsleiter Pascal Lepa.
Bereits im 14. Jahrhundert hatte Fürstbischof Bernhard das ursprünglich dicht bewaldete Gebiet roden lassen, damit die arme Ortsbevölkerung, die kein eigenes Land besaß, dort etwas anbauen konnten. Doch das Land war weniger fruchtbar als gedacht. Viel mehr, als dort Schafe und Ziegen weiden zu lassen, war nicht möglich. Aber genau diese extensive Weidewirtschaft hat die Landschaft im Sinne der Biodiversität aufblühen lassen.
Bis in die 1960er Jahre hat das funktioniert. Seither wuchert das Kalkmagerrasenareal immer mehr zu. Bis auf eine etwa 10.000 Quadratmeter große Fläche unterhalb des jüdischen Friedhofs, die in einer Initiative des Heimatvereins jährlich gemäht und offen gehalten wurde. „Es gibt eine botanische Zählung aus den 80er Jahren, die dort 72 Blumen und Wildkräuterarten festgestellt hat, darunter auch wilde Orchideen wie das Knabenkraut, Händelwurz und Waldhyazinthe“, weiß der Heimatvereinsvorsitzende Johannes Georg.
In den nächsten Jahren soll sich diese besondere Vegetation wieder auf die gesamte Fläche ausbreiten. Frank Grawe: „Dank der guten Vorarbeit des Heimatvereins können sich der Arten von der intakten, kleinen Magerrasenfläche auf das gesamte Areal ausbreiten, zusätzlich werden wir mit einem Forstmulcher die entbuschte Bodenschicht einmal vorsichtig umwälzen, damit noch bestehende Samen im Boden nach oben kommen und Gelegenheit zum Keimen bekommen“.
Seit zwei Jahren laufen die Planungen, die jetzt in wenigen Wochen umgesetzt werden. Dabei mussten auch Grundstücksanrainer mit ins Boot geholt werden. So läuft die gesamte Logistik über ein Rapsfeld von Landwirt Engelbert Beller. Finanziert wird die Rekultivierungsmaßnahme aus einem Fördertopf der Bezirksregierung. Die Stadt hat zusätzlich 30.000 Euro für die Konzepterstellung und begleitende Maßnahmen bereit gestellt.
„Wir sind froh, dass die Stadt künftig die Verantwortung für den Erhalt dieses Biotops übernimmt und es nun in einer Dimension in Wert setzt, wie wir es als Verein, dessen Hauptaufgabe im Betrieb der Burg besteht, nicht leisten können“, betont der Heimatvereinsvorsitzende Johannes Georg.
Auch Tourismus und Naherholung profitieren von der Maßnahme. Johannes Georg: „Das war uns ein wichtiges Anliegen, dass dieses Naturschutz-Kleinod auch den Besuchern und Bewohnern erlebbar gemacht wird.“ Im Zuge der Rekultivierung wird auch eine historische Zuwegung wieder frei geschnitten und begehbar gemacht. Somit ist bereits in Kürze eine komplette Umwanderung des Feuersalamander- und Orchideen-Biotops möglich, auch wenn es noch ein paar Jahre dauern wird, bis die Maßnahmen Früchte tragen.
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Projektleiter Frank Grawe (v. l.) mit dem Heimatvereinsvorsitzenden Johannes Georg und kooperierendem Landwirt Engelberg Beller sowie den Vertretern und Waldarbeitern des Forstbetriebs.