Skip to content Skip to main navigation Skip to footer

5. April 1945: Der Tag, an dem der Krieg für Dringenberg endete

Ortsheimatpflege informiert:

Heute ist ein besonderer Tag – Vor genau 80 Jahren, am 5. April 1945, endete der Zweite Weltkrieg für unseren kleinen Ort Dringenberg.  Ein Anlass, innezuhalten, sich zu erinnern und der Männer zu gedenken, die am Ende des Krieges die Lage realistisch einschätzten, sich mutig gegen eine Verteidigung aussprachen und dadurch Schlimmeres für Dringenberg und seine Bürger verhinderten.

Dringenberg war bis zum März 1945 von den direkten Kriegshandlungen verschont geblieben, doch die letzten Wochen des Krieges brachten die Unruhe und das Chaos auch in unsere Mauern. Während die meisten Männer an den Fronten kämpften, mussten Frauen und Fremdarbeiter die Felder bestellen. Die verbliebenen Männer wurden angewiesen, Volkssturmeinheiten zu bilden. Auch in Dringenberg errichteten sie Panzersperren aus Baumstämmen in Höhe der Stadttore, während Bauern Gespanne für abziehende Soldaten bereitstellten.

Mit der Einkesselung der deutschen Ruhrarmee durch die Alliierten setzten deutsche Truppen ihren Rückzug Richtung Weser fort. Am Gründonnerstag, dem 29. März 1945, marschierten erschöpfte SS-Truppen durch Dringenberg. Eine Einheit plante, im Pfarrhaus einen Gefechtsstand einzurichten, doch Pfarrer Wördehoff widersetzte sich entschieden. Mit seinem entschlossenen Protest überzeugte er die Offiziere von der Sinnlosigkeit eines Kampfes – und bewahrte die Stadt damit vor größerem Leid. Die Truppen zogen daraufhin weiter.

Auch einige Bürger handelten entschlossen: In der Nacht entfernten sie eigenständig die Panzersperren, um die Stadt für den herannahenden Feind durchlässig zu machen. Dafür sollten sie von der SS erschossen werden, was Bürgermeister Vonnahme in letzter Minute verhindern konnte. Anschließend begab sich Bürgermeister Vonnahme auf eine Erkundungsfahrt nach Peckelsheim. Dort beobachtete er Rauchwolken und die vorrückenden feindlichen Panzer. Er warnte die Dringenberger Bevölkerung sowie die umliegenden Gemeinden Gehrden und Siddessen vor dem unmittelbar bevorstehenden Angriff.

In der Nacht zum 3. April begann der Granatbeschuss auf Dringenberg. Zahlreiche Gebäude, darunter die Kirche, wurden schwer beschädigt. Das herabstürzende Gewölbe zerstörte die Orgel, und die Bevölkerung suchte Schutz in Luftschutzkellern wie dem Burgkeller. Die Geschosse hatten einen leichten Aufschlagzünder, wodurch nur die Splitterwirkung entfaltet wurde. Hätte der Feind Brandgranaten eingesetzt, wäre Dringenberg in dieser Nacht vermutlich in Flammen aufgegangen.

Am Abend jedoch ereignete sich eine Tragödie: Zwei Jugendliche, die 16-jährige Helene Amelunxen und der 14-jährige Josef Gabler, wurden von Granatensplittern tödlich getroffen, als sie Brot aus der Bäckerei Mönnikes nach Hause brachten. Medizinische Hilfe war aufgrund zerstörter Telefonleitungen nicht rechtzeitig erreichbar, und so erlagen beide ihren Verletzungen.

Der Granatbeschuss hielt mit Unterbrechungen bis Donnerstagmorgen an, bevor er schließlich verstummte. Am Nachmittag des 5. April übergab Bürgermeister Vonnahme die Stadt Dringenberg den amerikanischen Truppen. Diese besetzten die Stadt mit rund 200 Kriegsfahrzeugen verschiedenster Art, durchsuchten Häuser, richteten Kommandoposten ein und verwandelten Dringenberg in ein Heerlager. Tagelang rollte Nachschub über die Hauptstraße in Richtung Weser. Einige Häuser blieben besetzt, und Fremdarbeiter sorgten für Unruhe. Insgesamt wurden neun Gebäude schwer beschädigt.

Mit dem Einzug der amerikanischen Truppen endeten die Kriegshandlungen in Dringenberg. Die Erinnerungen an diese Zeit erzählen von Mut und Entschlossenheit – von Menschen, die trotz größter Herausforderungen nicht nur ihr eigenes Überleben sicherten, sondern auch dafür sorgten, dass unser Ort erhalten blieb. Ihr Handeln bleibt uns ein Vermächtnis, das wir bewahren müssen und niemals vergessen dürfen.

Heute leben wir in einer Welt, die vor neuen großen Herausforderungen steht. Doch wir haben das unschätzbare Glück, auf acht Jahrzehnte Frieden zurückblicken zu können – ein Frieden, der keine Selbstverständlichkeit ist. Dieser Frieden, von dem wir profitieren, ist das Ergebnis mutiger Entscheidungen unserer Vorfahren.

Ihr Handeln lehrt uns, dass Frieden keineswegs garantiert ist. Es ist eine Aufgabe, der wir uns jeden Tag widmen müssen. Mit Herz, Verstand und dem Willen zur Zusammenarbeit können wir gemeinsam eine friedvolle Zukunft gestalten.

 

Back to top